Exzeptionelle Konzerte küren das dritte Jahr der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen

KaWe-Kurier, Bericht: Franca Palaschinski, Fotos: Norbert Vogel

Konzerte der Extraklasse: Die Schlosskonzerte Königs Wusterhausen präsentieren in diesem Jahr ungewöhnliche Kombinationen, intelligente und abwechslungsreiche Programme und nach wie vor ein romantisch-sommerliches Ambiente in Königs Wusterhausen.

Königs Wusterhausen Auch im dritten Jahr ihres Bestehens legen die Schlosskonzerte Königs Wusterhausen Zeugnis von hoher musikalischer Qualität, von künstlerischer Raffinesse und außergewöhnlichen Programmen ab. Die erste Hälfte der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen ist bereits vorüber. Leider, denn den Gästen der ersten drei Konzerte wurde auch in diesem Jahr einiges geboten.

Das Eröffnungskonzert war in jeder Hinsicht außergewöhnlich: Gerlint Böttcher und Sorin Creciun als Solisten an zwei Klavieren eröffneten einen Konzertabend der besonderen Klasse mit der „Ciacona“ in e-Moll von Dietrich Buxtehude, der ihrer beider Virtuosität unüberhörbar herausstellte. Es folgte die Ouvertüre zur „Zauberflöte“ von Wolfang Amadeus Mozarts in einer Bearbeitung von Ferruccio Busoni. Die Ouvertüre der „Zauberflöte“ ist bereits in der Orchesterfassung ein wunderbares, belebendes Stück. In der Bearbeitung von Bussoni hingegen kommen die Dramatik, die Höhepunkte aber auch die besonders feinsinnigen Passagen der Mozart’schen Oper um ein Vielfaches mehr zur Geltung. Gerlint Böttcher und Sorin Creciun haben es zudem verstanden, mit einem präzise aufeinander abgestimmten und gegenseitig inspirierenden Zusammenspiel die Musik so bewegend vorzutragen, dass einige Zuschauer zu Tränen gerührt waren.

Im weiteren Verlauf erhielt zunächst das Percussion-Duo DoubleBeats einen hohen Stellenwert: Eindrucksvoll war ihr Vortrag für zwei Marimben etwa in den „Departures für zwei Marimben“ von Emanuel Sejourné oder der „Fantasie“ a-Moll von Johann Sebastian Bach.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war zweifelsohne der gemeinsame Auftritt der beiden Pianisten und des Percussion-Duos. Die Auszüge aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns entfalteten im Zusammenspiel eine unglaubliche Vielfalt und Wirkung. Der zurückhaltende Anschlag der Vibraphonisten ließ den beiden Klavieren den notwendigen Raum, in dem die Pianisten die Wirkung der musikalischen Tierwelt vollends zum Ausdruck bringen konnten. Sorin Creciun bewies mit dem Arrangement des berühmten Saint-Saëns Stückes, in dem Kontrabass, Flöten, Celli oder Klarinetten keineswegs zu fehlen schienen, sein musikalisches Können. Es ist jedoch nicht zuletzt auch der Technik von ihm und Gerlint Böttcher zu verdanken, dass sie mit der Improvisation dieser Suite eine Spannung erzeugten, die ihre Zuhörer in den Bann zogen.

Auch als DoubleBeats die „Etüden“ von Frédéric Chopin, die „Variationen“ von Joseph Haydn oder den „Hummelflug“ von Nikolai Rimski-Korsakov ohne Begleitung auf den Marimben vortrug, nahmen Sie nicht nur den gesamten Kirchenraum der Kreuzkirche von Königs Wusterhausen ein, sondern stellten ihre Kreativität, ihre Originalität hinsichtlich der Interpretation und ihre musikalische Erstklassigkeit noch einmal unter Beweis. Nicht umsonst zeichnete kürzlich das „Internationale Mercedes-Benz Music Festival China“ Ni Fan und Lukas Böhm zu Nachwuchskünstler des Jahres aus. „Die beiden Vibraphonisten öffneten die Tür zu einer neuen musikalischen Erlebniswelt“, urteilte ein Besucher des Konzertabends. Dass die beiden Schlagzeugkünstler in Königs Wusterhausen auch das übrige Publikum begeisterten, davon zeugt der frenetische Applaus, mit dem die Konzertbesucher den musikalischen Darbietungen sowohl der Vibraphonisten als auch der Pianisten huldigten.

gerassimez-kavalierhauskonzertEine wunderbare Einleitung für die diesjährigen Schlosskonzerte Königs Wusterhausen, die am Samstagabend in den Kavalierhäusern des Schlosses von Königs Wusterhausen ihre Fortsetzung fanden. Die beiden Brüder Wassily und Nicolai Gerassimez musizierten mit so viel Laisser-faire, Enthusiasmus und Freude an der Musik, dass es wirkte, als wären sie gerade zufällig vorbeigekommen und unterhielten ihr Publikum mal ebenso mit Stücken berühmter Komponisten und Eigenkompositionen. Jede Steifheit und Distanz, die vielen Konzerten schon durch die Bühnensituation inhärent ist, fehlten an diesem Abend in den Kavalierhäusern von Königs Wusterhausen: Die Geschwister überzeugten durch ein perfekt aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel, in dem jedes Instrument gleichberechtigt seinen eigenen Raum einnahm. Die Spannbreite reichte von spannungsgeladenen, impulsiven Passagen, die mitreißend vorgetragen waren, und dann wiederum von sinnlichen gefühlvollen Abschnitten, die den Zuhörer tief berührten, fortgesetzt wurden.

Das gefühlvolle Wechselspiel wurde in den ersten beiden Darbietungen, den „Variationen über ein Thema von Rossini“ von Bohuslav Martinu und in ihrer „Lieblingssonate“ Nr. 3 A-Dur von Ludwig van Beethoven besonders deutlich. Höhepunkte waren dabei vor allem die beiden Soli: Von dem türkischen Komponisten Fazil Say eine Variation von Paganinis berühmten „Caprice“ als Jazz-Variante und eine Eigenkomposition von Wassily Gerassimez „Die Letzte Nacht im Orient“. Wie auch in dem Stück für Cello und Klavier „Amira“ schafften die Künstler in Gerassimez Kompositionen Stimmungsgemälde, die in diesem Falle die mystische Welt des Orients mit engen Gassen, warmen Farben, flirrender Luft, dem Muezzin aufsteigen liessen. Dabei sorgten Kleiderbügel, Büroklammern und Handtücher für besondere musikalische Effekte. Auslöser für diese Stücke waren u.a. Aufenthalte in Cadiz, Spanien, in Istanbul, Türkei und Argentinien.

Aber die Brüder entführten ihre Zuhörer an diesem Abend nicht nur an ferne Orte, sondern auch in emotionale Welten, wie in „Melancholie“ebenso von Wassily Gerassimez. Und auch hier nahmen sie die Konzertbesucher mit, diesmal auf die Reise des Verlustes und zeigten mit ihrem feinsinnigen Zusammenspiel die verschiedenen Facetten der Trauer: Einsamkeit, Fassungslosigkeit, der Ohnmacht, dem nicht wissen, wie es weitergehen soll bis hin zur Sprachlosigkeit – lautlose Töne. Zwei unglaublich begabte und reife Musiker – nicht nur in künstlersicher Hinsicht!

Abbildung 1: Bezaubernd – die außergewöhnliche und exzellente Zusammenstellung von Gerlint Böttcher und Sorin Creciun an zwei Klavieren sowie das Percussion-Duo DoubleBeats begeisterte die Zuschauer bei der Eröffnung der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen.

Abbildung 2: Eine unglaubliche Klangvielfalt verbunden mit einem hingebungsvollen Zusammenspiel: Wassily Gerassimez am Violoncello und Nicolai Gerassimez am Klavier.