30 Sep Georg Sava spielt ein bewegendes Konzert bei den Schloßkonzerten Königs Wusterhausen
Wochenspiegel Königs Wusterhausen, Fotografie © Georg Sava
Am vergangenen Sonnabend war der in Bukarest geborene Pianist Georg Sava bei den Schlosskonzerten im vollbesetzten Saal der Kavalierhäuser zu Gast. Der Ausnahmemusiker, der über Jahrzehnte Professor an der UDK Berlin und an der Hanns Eisler Musikhochschule war, gewann sein Publikum im Handumdrehen und spielte in unnachahmlicher Weise ein fast zweistündiges Programm. Konzerte dieser Güte sind rar, und vom ersten Ton an wurde klar: Georg Sava hat viel zu erzählen. Das Publikum dankte es ihm mit gespannter Aufmerksamkeit. Man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können.
Schon zu Beginn zeigte er sich in bester Spiellaune. So klang die 1917 entstandene und häufig gespielte viersätzige Suite op. 14 von Bela Bartok höchst musikantisch und lebendig. Sein Forte klingt groß und intensiv, nie hart, mit ungeheurer Wucht. Daneben setzt er sanfte Linien, reizt sein Pianissimo ins fast Unhörbare aus. Er ist ein Meister der Nuancen, des Auskostens von Pausen.
Die Komposition des Adagio h-Moll KV 540 fällt in eine Zeit, in der sich Mozarts finanzielle Situation zunehmend verschlechterte. Die Aufträge fehlten, Konzerte kamen nicht zustande. Dennoch schuf er in diesem Jahr einige seiner zentralen Werke wie etwa das „Krönungskonzert“ KV 537. Und nicht zuletzt entstand dieses zarte, in seiner Ausdruckskraft bestechende Adagio in h-Moll, eines der schönsten Klavierwerke Mozarts.
Hier zeigt Sava seine große Poesie, geht im Piano an die Grenzen des Wahrnehmbaren.
Georg Sava kommt ohne große Gesten aus. Er kann aufgesetzter Virtuosität und äußeren Effekten nicht viel abgewinnen und dringt stattdessen tief in die Materie. Damit heben sich seine Interpretationen so wohltuend von oft Gehörtem ab. Kompetenz, Stabilität und Geistesgegenwart vereint er in beeindruckender Weise.
Das zeigt sich auch in der Sonate G-Dur op. 31 Nr. 1, die er vor der Pause in einer sehr persönlichen Ausdeutung spielt. Sämtliche 32 Sonaten von Ludwig van Beethoven gehören in sein Repertoire, die er in den vergangenen Jahren in einer Reihe von Klavierkonzerten präsentierte. Die versetzten Akkorde im Thema des ersten Satzes bereiten ihm sichtlich Freude. Leicht, übermütig und verspielt erklingt das Seitenthema, galant und gesanglich das Adagio grazioso. Humorvoll präsentiert er das Rondo.
Die 24 Preludes von Chopin, eine Sammlung fantasievoller Miniaturen durch alle Tonarten, hört man in Konzerten selten als kompletten Zyklus. Sie bieten alles – vom dämonischen Furioso zum Liedhaften, vom Stimmungsbild zum Choral.
Sehr innig zeichnet Georg Sava die feinen Linien nach, zeigt sehr deutlich Stimmführungen, lotet alle Facetten aus.
In hinreißender Schlichtheit führt er etwa die endlosen Bögen des Des-Dur-Preludes, im choralartigen c-Moll Prelude scheint die Welt stehen zu bleiben. Hoch leidenschaftlich und brillant beschließt er mit dem d-Moll Prelude einen unvergesslichen Abend.
Mit der kleinen Zugabe „Warum?“ aus den Fantasiestücken von Robert Schumann verabschiedete er ein tief bewegtes Publikum.