Bravo-Rufe bei Ravel

Märkische Allgemeine vom 22.02.2016. Bericht und Foto: © Heidrun Voigt

Um Geld für die Sanierung eines mehr als 300 Jahre alten Gemäldes zu sammeln, haben die Schlosskonzerte und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten die Eichwalder Pianistin Gerlint Böttcher in die Kavalierhäuser geladen. Die Virtuosin gab ein beeindruckendes Konzert und wurde – insbesondere für ihre Ravel-Darbietung – vom Publikum gefeiert.

Königs Wusterhausen. Cord Schwartau, Geschäftsführer der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen, freut sich. Das Benefizkonzert mit der Pianistin Gerlint Böttcher, das von den Schlosskonzerten und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten am Sonnabend in den Kavalierhäusern veranstaltet wurde, war ausverkauft. Der Abend fand zugunsten der Restaurierung eines Gemäldes der Offiziersgalerie im Jagdschloss statt. Zugleich war er ein Abschiedswinken für das ehrwürdige Haus – vorläufig zumindest –, da das Gebäude wegen einer dringenden Fenstersanierung für neun Monate geschlossen werden muss.

„Sie wissen ja gar nicht, was Sie alles Gutes tun“, sagte Cord Schwartau bei der Begrüßung. Er betonte, dass der Reinerlös der Veranstaltung in die Wiederherstellung des Bildes fließe. Kastellanin Margrit Schulze dankte den Besuchern im Namen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Sie erzählte von der Odyssee des Gemäldes „Kapitän Rohr“, das der ungarische Porträtist Adám Mányoki malte. Nachdem es 1705 die Offiziersgalerie komplettierte, wanderte es mit ihr über einen Umweg im Jahr 1826 für 100 Jahre ins Potsdamer Stadtschloss. Im Rahmen einer Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Haus Hohenzollern und dem preußischen Staat kam es danach in die Villa Ingenheim in Potsdam. „Da das Stadtschloss 1945 zerstört wurde, war dieser Umzug ein großes Glück für die Offiziersgalerie“, so die Kastellanin. Im Jahr 2000 kehrten 49 Gemälde als Dauerleihgabe von den Hohenzollern zurück nach Königs Wusterhausen. Rafold Rohr schenkte 2011 der Stiftung das Gemälde „Kapitän Rohr“. Zurzeit befindet es sich in den Restaurationswerkstätten. Wann es wieder ins Schloss Königs Wusterhausen zurückkehrt, kann die Kastellanin zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sagen.

Zur Aufarbeitung des Bildes trug Gerlint Böttcher am Sonnabend eindrucksvoll bei. Die Eichwalder Pianistin, die auf internationalen Konzertbühnen zu Hause ist und mit renommierten Orchestern als Solistin konzertiert, bot ein beeindruckendes „Heimspiel“. Die Künstlerin begann mit Rhapsodien des böhmischen Komponisten Jan Václav Vorišek (1791-1825). Das Perlen und Fliegen über die Tasten – technische Brillanz und funkelnde Emphase zeichneten Böttchers Spiel aus. Es folgten Stücke aus Franz Schuberts (1797-1828) achtteiligem Werk Impromptus. Die schwingenden Tonleitern des Es-Dur-Stückes machte die Pianistin virtuos greifbar, ebenso Chopins (1810-1849) Ballade Nr. 1.

Nach der Pause überraschte Gerlint Böttcher mit Xaver Scharwenkas (1850-1924) Impromptu D-Dur und Maurice Ravels „Le Tombeau de Couperin“, das sie atemberaubend umsetzte. Das Publikum honorierte das mit Bravo-Rufen. Auch Königs Wusterhausens Bürgermeister Lutz Franzke war begeistert: „ Für mich ist das ein Fingerzeig für eine künftige kulturelle Zusammenarbeit“, sagte er. Voller Lob war auch Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider, die auf Einladung von Freunden das Konzert besucht hatte. Erfreut zeigte sie sich darüber, „dass es auch außerhalb von Brandenburgs renommierten Konzerthallen solche hochkarätigen Angebote gibt“.

„Die Idee, so zur Restaurierung des Gemäldes beizutragen, ist wunderbar. Wir sind gern dafür hergekommen“, waren sich auch die Schwestern Ursula und Ingeborg Krauth aus Zeuthen einig.

Von Heidrun Voigt