09 Sep Klingende Figurinen voller Brillanz
Märkische Oderzeitung, Bericht: Peter Buske, Foto: Peter Adamik
Klassik Saisonauftakt der „Schlosskonzerte Königs Wusterhausen“ in der Kreuzkirche wird stürmisch gefeiert.
Königs Wusterhausen. Schlangestehen, um Einlass in eine Kirche zu finden? Für einen Gottesdienst wohl eher unwahrscheinlich. Nicht dagegen für den Besuch des Eröffnungsabends der „Schlosskonzerte Königs Wusterhausen“ am Sonnabend in der Kreuzkirche. Ihre Plätze sind fast restlos vergeben. Das Publikum darf sich auf ein Programm unter dem Titel „Klassische Figurinen“ mit Werken der Wiener Klassik und spätromantischer Modernisten freuen. Gespielt werden sie von der 1991 gegründeten Kammersymphonie Berlin unter Leitung von Jürgen Bruns. Dabei handelt es sich um ein Streicherensemble, in dem freischaffende Musiker und Mitglieder Berliner Orchester spielen.
Ausstrahlungsstark und klangbrillant breiten sie vier „Intermezzi Goldoniani“ von Enrico Bossi (1861–1925) aus, eine vergnügliche Hommage an den Reformator der Commedia dell’Arte hin zu geistvollen Rokokokomödien, die mit Humor Alltagstypen und Lokalkolorit auf die Bühne bringen. Das in der Musik unmittelbar nacherleben zu können, macht den Reiz der vier Stücke aus. Sie werden temporeich, pointiert und dynamisch fein abgestuft gespielt. Das pendelt raffiniert zwischen kokett und kapriziös, sentimental und dramatisch. Ein Vergnügen! Als nicht weniger charmant erweisen sich auch drei Intermezzi aus der Feder des Wiener Komponisten Karl Weigl (1881–1949), die mit feinem Humor und Sentimentalität nicht sparen, aber auch skurril und grotesk auftrumpfen können.
Beethoven ohne Bläsersound
In einer überaus delikaten historischen Streicherfassung von Vinzenz Lachner erklingt Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19. Auf sehr überraschende Art und Weise vermag diese Adaption den Wegfall des Bläsersounds glattweg vergessen machen. Was sicherlich auch daran liegt, dass die Streicher überaus klangfarbenreich zu spielen verstehen und die scheinbar „fehlenden“ Stimmen mit streicherischem Raffinement „ersetzen“. Chapeau! Auch für Gerlint Böttcher, Pianistin und künstlerische Leiterin der „Schlosskonzerte Königs Wusterhausen“, die den Solopart auf dem Steinway-Flügel mit klarem und kräftigem Anschlag, perlend und pointiert spielt. So entsteht ein reizvolles und stets überzeugendes, harmonisch geführtes „Gespräch“ zwischen ihr, den Musikern und dem Dirigenten. Empfindungsvoll, fast traumverloren gelingt allen Beteiligten der Adagio-Mittelsatz, dem ein finaler Kehraus mit rhythmischem Tastenfeuerwerk folgt. Stürmisch gefeiert wird schließlich auch Wolfgang Amadeus Mozarts spannungsgeladene „Eine kleine Nachtmusik“.