Immer wieder Überraschungen

Blickpunkt Königs Wusterhausen, Bericht: Franca Palaschinski, Foto: Peter Adamik

Gerlint Böttcher und die Kammersymphonie Berlin begeisterten die Besucher der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen mit Klassischen Figurinen.

Wie ein Sommerfest wirkte am Samstagabend die Szenerie um die Kreuzkirche in Königs Wusterhausen mit weiß gedeckten Stehtischen und plaudernden Gästen bei hochsommerlichen Temperaturen. In der Konzertpause schufen die beleuchteten Kirchenfenster im Hintergrund dazu eine romantische Atmosphäre. Was für ein wunderbarer Auftakt für die diesjährige Festivalsaison!

Ein in Zügen romantisches aber auch sehr durchdachtes Programm bot in der Kirche die Kammersymphonie Berlin unter der Leitung von Jürgen Bruns. Gerlint Böttcher brillierte dazu am Klavier bei dem Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur in der historischen Fassung für Streichorchester von Vinzenz Lachner. Hingebungsvoll und meisterhaft war Böttchers ergreifendes Klavierspiel begleitet von herausragenden Streichern, die die Färbung eines gesamten Orchesters auf die kammermusikalische Fassung übertragen haben.

Neben diesem bedeutenden Höhepunkt präsentierte die Kammersymphonie die „Intermezzi Goldoniani“ von Enrico Bossi. Sehr dynamisch, schnelle Tempowechsel, lebendig und luftig: Damit huldigt der Komponist dem venezianischen Dichter Carlos Goldoni, der Begründer der klassischen italienischen Komödie in der Tradition der Commedia dell’arte. Diese Art ist wiederum Grundlage der klassischen Musik in Form von schnellen Szenenwechseln, Witz, aber auch Ernsthaftigkeit. Und so erscheinen vor dem inneren Auge skurrile Figuren einer Komödie oder romantische Szenen, die mitunter an Feen und Elfen erinnern.
„Es gehört für mich zu den Besonderheiten der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen, dass es neben Klassikern auch immer wieder wenig bekannte Stücke, die sich als wahre Perlen entpuppen, zu hören gibt“, lobte eine Besucherin nebem dem vollendeten Musikgenuss das Programm der Schlosskonzerte. Es schien wie eine Vorsehung für den zweiten Teil des Konzertabends. Bevor die Kammersymphoniker mit „Eine kleine Nachtmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart einen fulminanten Schlusspunkt setzten, rundeten sie das intellektuell gestaltete Konzertprogramm mit „Drei Intermezzi“ von Karl Weigl ab. Ein wenig bekanntes Stück, das nicht nur die Musiker, sondern auch das Publikum bis zum letzten Ton auskosteten. An einen wunderschönen ersten Satz schließen sich ein sehr temperamentvoller zweiter und beschwingter dritter Satz an, alle mit einem durchaus eigenen Charakter.
Der Variationsreichtum, der Wechsel von feinsinnigen, temporeichen, kraftvollen Passagen zeigte sich dann auch im Finale des Konzertes. Auch Mozarts Nachtmusik birgt in seiner beschwingten Art doch auch humorvolle Momente, Überraschungen und zeugt dennoch von Tiefe. Auf ganz unterschiedliche Art finden sich diese Charakteristika in allen Kompositionen des Abends und bilden so ein großes Ganzes.

Die Kammersymphoniker unter der Leitung von Jürgen Bruns überzeugten dabei mit ihrer herausragenden Darbietung: feinsinnig, hochgradig präzise und wirkungsvoll – so zogen die Musiker die Besucher bis zum letzten Ton in ihren Bann.
Die herausragende Qualität des Orchesters manifestiert sich nicht nur in dem sehr vielfältigen Repertoire des Konzertabends, sondern auch wie flexibel sie sich jedem einzelnen Stück hingaben und es nuanciert auf den Punkt brachten.

Bildunterschrift: Gerlint Böttcher und die Kammersymphonie Berlin unter der Leitung von Jürgen Bruns schufen mit „Klassische Figurinen“ bei den Schlosskonzerten Königs Wusterhausen ein vollkommenes Musikereignis.