11 Sep Mitreißender Auftakt mit Idyll und Humoreske
MAZ, Bericht und Foto: Heidrun Voigt
Das renommierte Musikfestival der „Schlosskonzerte Königs Wusterhausen“ startet in der Kreuzkirche in die erste Runde.
Königs Wusterhausen. Es war ein vielversprechender Auftakt für das kleine, aber hochkarätigen Festival „Schlosskonzerte“ am Samstagabend in der Kreuzkirche Königs Wusterhausen.
Seit dessen Start vor vier Jahren eröffnet das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim zusammen mit der Pianistin Gerlint Böttcher die Konzertreihe. Und es ist jedes Mal spannend, mit welchem Programm Gerlint Böttcher, die zugleich künstlerische Leiterin der Konzertreihe ist, überrascht. Mit der „Humoreske Nr. 7“, dem wohl bekanntesten Klavierstück des Böhmen Antonín Dvořáks, begann der Abend. Es folgte Leoš Janáčeks „Idyll für Streichorchester“. Der 13 Jahre jüngere Mähre schrieb das Werk im Alter von 23 Jahren Der Einfluss von Dvořák, den er verehrte, ist noch zu erkennen. Das Orchester unter Leitung des jungen Dirigenten Aurélien Bello überzeugte bei diesem Werk mit einem nuancierten Spiel. Aurélien Bello, der übrigens seit 2009 ständiger Dirigent der Jungen Philharmonie Brandenburg ist, führte die Streicher zu bildhaftem, harmonischem Klang.
„Es ist wunderbar, wie 14 Musiker diese große Kirche füllen. Ich habe das Orchester schon vor zwei Jahren gehört und freue mich jetzt auf Gerlint Böttcher“, meinte die Schulzendorferin Gabriele Eimer in der Pause.
Im zweiten Teil des Konzerts standen der Italiener Vincenzo Bellini, ein Vertreter der Romantik, und Dimitri Schostakowitsch, einer der bedeutendsten Komponisten Russlands im 20. Jahrhundert, auf dem Programm. Bellinis Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur interpretierte der Trompeter Simon Höfele beeindruckend facettenreich und einfühlsam. Der Höhepunkt des Abends war zweifellos Schostakowitschs Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr. 1. Ein ungewöhnliches Werk, denn dem virtuosen Piano-Part setzte Schostakowitsch mit der Trompete ein zweites Soloinstrument entgegen.
Gerlint Böttcher meisterte brillant jede melodische und rhythmische Wendung. Die unterschiedlichen stilistischen Ebenen, die Schostakowitsch vergnügt durcheinanderwirbelt, erreichten eine große Prägnanz. Simon Höfele stand der Pianistin in seinem Part in nichts nach. Der 22-Jährige Trompeter ist Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe. Mit sieben Jahren erhielt er den ersten Trompetenunterricht in seiner Heimat Darmstadt. Als 14-Jähriger studierte er an der Musikhochschule Darmstadt.
Dass Gerlint Böttcher und das Kammerorchester sich schon länger musikalisch kennen, wurde in ihrem ausbalancierten Zusammenspiel deutlich. Das Kammerorchester Pforzheim wurde 1950 gegründet, fand rasch Anerkennung und ist auf Festivals in der ganzen Welt zu Gast. Gerlint Böttcher, die in Eichwalde lebt, debütierte mit 15 Jahren als Solistin des Philharmonischen Orchesters Frankfurt/Oder und studierte an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin. Dort lehrt sie heute neben ihrer Konzerttätigkeit.
„Die Musiker spielten fantastisch und Gerlint Böttcher ist immer bezaubernd – dadurch wie sie spielt, aber auch durch ihre Persönlichkeit“, meinte Erika Gehrke aus Zossen.
Veranstalter der Konzertreihe ist der Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e. V. „Ohne Sponsoren, wäre dieses Festival nicht möglich. Königs Wusterhausen kann stolz darauf sein, dass es solch Unternehmertum hier gibt“, meinte Andreas Apelt, Bevollmächtigter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft.
Das nächste Konzert findet am 23. September statt. Die Klarinettistin Bettina Aust und der Pianist Robert Aust treten im Festsaal der Kavalierhäuser auf.
Bildunterschrift: Gerlint Böttcher, Simon Höfele (l.) und das Kammerorchester unter der Leitung von Aurélien Bello boten ein eindrucksvolles Konzert.