Saisonstart mit einem Aufsehen erregenden Konzert

KaWe-Kurier, Bericht: Franca Palaschinski, Foto: Norbert Vogel

Mit einem Aufsehen erregenden Konzert starteten die Schlosskonzerte Königs Wusterhausen in die neue Saison

Im Schlossambiente begeisterte Gerlint Böttcher mit Werken von Beethoven, Kasseckert, Chopin und viel Liszt neue Konzert-Gäste und treue Anhänger. Sie eröffnete die Konzertsaison der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen mit einem intelligenten und abwechslungsreichen Programm, das sie virtuos und mitreißend präsentierte.

Königs Wusterhausen. Dank Gerlint Böttcher erhält die Region auch im vierten Jahr der Schlosskonzerte ein außergewöhnliches Programm von höchster musikalischer Qualität und mit viel künstlerischer Raffinesse – und immer wieder neuen Höhepunkten.

„Die Schlosskonzerte Königs Wusterhausen sind nicht nur kulturell, sondern in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung für die Region“, eröffnete Dr. Andreas H. Apelt, Bevollmächtigter des Vorstandes des Freundeskreises Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e.V., das Sonderkonzert der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen am Samstag anlässlich der diesjährigen Saison. Zu Recht: Der Saal der Kavalierhäuser reichte für die Fans von Böttcher und der Schlosskonzerte kaum aus. Vor ausverkauftem Haus bestritt Böttcher als Solistin einen Klavierabend der Superlative, mit dem sie einen Vorgeschmack auf die fünf Konzerte im September und Oktober dieses Jahres gab. Wie auch schon in den vergangenen drei Jahren hatte die Initiatorin der Schlosskonzerte ein überaus anspruchsvolles Programm mit Werken von Ludwig van Beethoven, Günther Franz Kasseckert, Frédéric Chopin und mehreren Werken von Franz Liszt zusammengestellt.

Ein Konzertabend, bei dem ein Höhepunkt dem nächsten folgte: Geradezu cool war die rasante und schnellläufige Darbietung der Sonate op. 31, Nr. 3, Es-Dur von Ludwig von Beethoven. Gefolgt von dem zeitgenössischen Komponisten: Günther Franz Kasseckert. Ein Schmankerl für die Gäste des Sonderkonzertes war die Anwesenheit des Künstlers und seine Einführung. „Meine Stücke sind bei Gerlint Böttcher in den besten Händen“, konstatierte der Komponist und dieser Hommage zollte Böttcher wiederum mit ihrem gekonnten Spiel seiner Stücke allen Respekt. Mit Unbeschwertheit führte sie beim „Ring der Dunkelheit“ durch die verschiedenen Gemütszustände, ganz gleich ob in den gravitätisch, düsteren Passagen oder den Lichtblicken mit ihren hellen, klaren Tönen bis hin zur absoluten Stille. Ganz anders hingegen die „Marschierenden Waldameisen“ – wie ersteres ebenfalls aus der „Waldfantasie“. Hier rief Böttcher mit ihrem emsigen und beflissenen Spiel – durchaus mit Anklängen an den Jazz – Bilder der fleißigen Waldbewohner hervor. Mit wundervollen Melodien der „Nebelgestalten“ und des „Feuertanzes“ aus „Charakterstücke“ eröffnete Böttcher weitere Facetten des umfangreichen Repertoires von Kasseckerts Oeuvre. Der berührende Vortrag der berühmten Chopin-Ballade Nr. 1, g-Moll, mit all ihren Finessen war ein gebührender Abschluss des ersten Teils dieses Konzertabends.

Im zweiten Teil wusste Böttcher diese Höhepunkte noch zu toppen: Inhaltlich griff sie zunächst die Mystik von Kasseckert mit der Konzertetüde Des-Dur und der Konzertetüde „Gnomenreigen“ von Franz Liszt noch einmal auf. Als Zuhörer spürte man förmlich, wie die Pianistin allem den nötigen Raum gab, wie sie sich Zeit nahm für jeden Lauf, jeden Akkord, jeden Ton und auch jede Pause. Diese Darbietung verfehlte ihre Wirkung freilich nicht. Und sie konnte sie wiederum übertreffen mit einigen Auszügen aus „Années de Pèlerinage – Wanderjahre“, ebenfalls von Liszt. Insbesondere in Nr. 6 „Vallée d’Obermann drückte sich der gesamte Anspruch eines Liszt aus mit seinen Gegensätzen: Auf kraftvolle Passagen, die sehr stark, sehr getragen sind und geradezu etwas Einschüchterndes mit sich bringen, folgten zarte Abschnitte, die auffallend sinnlich, verspielt wirkten. Auch hier ging die Pianistin vollkommen auf in ihrem Spiel, fieberte mit, nahm siegesgewiss den Kampf mit dem Instrument auf, um sich dann wieder einfangen zu lassen von den sensiblen Klängen, die auch den Zuschauer tief in seinem Inneren berührten.

Es blieb kaum Zeit zum Luftholen und dann folgte ein fulminanter Schlussakt: die Ungarische Rhapsodie Nr. 2, cis-Moll von Franz Liszt. Selbst ein Laie erkennt sofort, wie schwer, wie virtuos Liszts Kompositionen sind. Doch ihrem Können und ihrer Kunstfertigkeit war es zu verdanken, dass Böttcher die Rhapsodie mit der gebotenen Leichtigkeit präsentierte. Ihr Spiel war bestimmt von Witz und Charme sowie zahlreichen Überraschungsmomenten, die ihre Wirkung in ihrer komplexen Gesamtheit entfalten konnten.

Besucher dürfen sich auf ein ebenso anspruchsvolles wie besonderes Programm mit Werken von Antonin Dvořák, Vincenzo Bellini und Dmitri Schostakowisch freuen. Am 9.9.2017 um 19 Uhr eröffnen Gerlint Böttcher am Klavier, Simon Höfele mit der Trompete und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Timo Handschuh in der Kreuzkirche von Königs Wusterhausen die Schlosskonzerte. Informationen zu weiteren Konzerten und Tickets erhalten Interessierte auf der neuen Internetseite: https://schlosskonzertekoenigswusterhausen.de/

Bildunterschrift: Gerlint Böttcher eröffnete mit einem Konzert der Extraklasse die neue Saison der Schlosskonzerte Königs Wusterhausen.