Unsere Stücke sind kleine Dramen

MAZ, Bericht: Karen Grunow, Foto: Adrian Jankowski

Der Schauspieler Hans-Jürgen Schatz wird als Rezitator romantischer Musikwerke bei den Schlosskonzerten Königs Wusterhausen auftreten

Herr Schatz, Sie werden bei den Schlosskonzerten Königs Wusterhausen am 10. September ab 19 Uhr in den Kavalierhäusern zu erleben sein. Was genau verbirgt sich hinter den Konzertmelodramen der Romantik, die Sie vorstellen werden?

Melodram steht für gesprochenen Text zu begleitender Musik. Jedoch nicht in beliebiger Weise. Komponisten wie Schumann und Liszt verstanden es facettenreich, bedeutende Lyrik ihrer Zeit kongenial als Begleiter und musikalische Dialogpartner mit-, nach- oder neu zu gestalten, mit nur einem Sprecher und dem Klavier. Dabei haben sie das Zusammenspiel von Text und Musik sehr genau festgelegt. Wir treffen auf Gedichte und Balladen von Geibel, Hebbel, Uhland, Heine, Freiligrath und anderen.

Worauf können sich die Konzert-Besucher in Königs Wusterhausen am Samstagabend besonders freuen?

Wir erleben gemeinsam eine spannende Zeitreise in eine zu Unrecht versunkene literarisch-musikalische Welt. Und in eine Welt, die noch nicht durch „Medien“ reizüberflutet war. Wo diese im 19. Jahrhundert höchst populären Stücke, die Liebes- oder Geistergeschichten sind, der Unterhaltung dienten und sicher eine noch stärkere Wirkung erzielten als heute, wo uns das Fernsehen täglich mit den größten Schrecken konfrontiert. Hausmusik oder Melodramen im kleinen Saal oder Salon beim Licht von Kerzen oder der Petroleumlampe zu erleben, war etwas besonderes. Damals konnte längst nicht jeder Mensch öffentlich Musik oder Theater erleben. Das sollte man dabei im Hinterkopf haben.

Warum liegen Ihnen diese so außergewöhnlichen Werke so am Herzen?

Ich arbeite sehr gerne mit klassischer Musik, wenn es eine zwingende Kombination von Text und Musik gibt. Das Melodram bietet die engste Verbindung zwischen beidem und ist eine große Herausforderung für mich. Das liebe ich. Es ist der Einladung von Gerlint Böttcher zu danken, daß wir diese großartigen Werke, die wir sehr oft aufgeführt und auch auf CD aufgenommen haben, wieder einmal und in einem so passenden Saal präsentieren können.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Pianisten Holger Groschopp?

Ich wußte, daß er als klassischer Pianist öfter mit Schauspielern aufgetreten war und habe ihn zur Zusammenarbeit eingeladen, die nun schon rund 20 Jahre vielfältig währt.

Wie agieren Sie beide zusammen auf der Bühne?

Dieses Programm funktioniert wie ein Liederabend, ein gesprochener eben. Wir müssen sehr genau aufeinander hören und reagieren, um alle sprachlichen und die von den Komponisten vorgegebenen musikalischen Feinheiten umsetzen zu können. Allerdings kann sich der Zuhörer hier nicht zurücklehnen und bei bekannten Melodien und Texten ausruhen, wie z.B. bei „Mondnacht“. Unsere Stücke sind kleine Dramen, denen man aufmerksam folgen muß, um den Faden nicht zu verlieren.

Bildunterschrift: Der Schauspieler Hans-Jürgen Schatz