Zwischen Liebestaumel und Verzweiflung

Der Schulzendorfer, Bericht: Franca Palaschinski, Foto: Stefan Günther

Dramatische Lieder bei den Schlosskonzerten Königs Wusterhausen

Königs Wusterhausen. „Männer zwischen Rausch und Verzweiflung“ war der Titel des Liederabends mit dem Bariton Lars Conrad und Daniel Prinz am Klavier. Sie lieferten vielschichtige Interpretationen der Lieder von Johannes Brahms, Robert Schumann, Maurice Ravel und Hugo Wolf. Die Biographien der dargebotenen Komponisten weisen einige Parallelen auf: rauschhafte Affairen, unerfüllte Lieben, Bindungsängste, Verzweiflung, Krankheit und Tod. Sie werden zu Vertretern der männlichen Welt. Ihre Kompositionen stehen für das Spannungsfeld zwischen Verletzlichkeit und Machotum, Depression und Manie, gedankenversunkener Melancholie und rauschhaftem Übermut.

Brahms beschrieb in 9 Liedern und Gesängen op. 32, wie ein Mann sich nicht von seiner Liebe lösen kann. Die Natur wird symbolhaft zum Spiegel seiner Gefühle, wie der Strom, der neben ihm rauscht oder die Weide, die neben ihm steht. Im Schlusslied seiner Lieder-Sammlung „Wie bist du, meine Königin durch sanfte Güte wonnevoll“ erfährt die Angebetete eine Überhöhung: In dem einprägsamen Duktus des Klaviers erscheint das Wort „wonnevoll“ geradezu schwärmerisch in neuem Glanz. Dramatischer und impulsiver haben Ravel und Wolf ihre Gefühle in ihren Liedern verarbeitet. Bei beiden endet die Verzweiflung um die Liebe in Trunkenheit.

Einen Höhepunkt des Liederabends bildeten die Stücke von Robert Schumann. Sie präsentierten eine enorme Bandbreite seines Liedgutes. Zugewandt und positiv preist der Komponist das Wandern im Freien, den glücklichen Familienvater in der „Lust der Sturmnacht“ oder die Traumdeutung in „Stille Tränen“. Düstere Vorahnungen ereilen den Zuhörer jedoch in der Vertonung der Ballade „Belsazar“ op. 57. Heinrich Heines Text handelt davon, wie der babylonische König die Beute-Schätze aus dem Tempel von Jerusalem schändet. Mutet der Lärm im Schloss des Königs zunächst festlich an, schlägt er jäh um und endet im Schrecken um seine Tötung. Die hochdramatische Musik unterstreicht die Ungeheuerlichkeit des Geschehens in der Ballade.

Während das Klavier anfangs bei Brahms eher für eine Begleitung der Lieder sorgte, wurde es im Laufe des Abends zu einem lebendigen Mitgestalter, das mitunter den Gesang musikalisch dramatisch oder zartfühlend beendete. Feinsinnig setzten sich die beiden Interpreten mit den psychologischen Tiefen des männlichen Geschlechts auseinander. Lars Conrad überzeugte dabei durch eine klare, wunderschöne und kraftvolle Baritonstimme, mit der er nuanciert die Gefühlslagen der Protagonisten zum Ausdruck brachte. „Beeindruckend war dabei auch, wie raumfüllend er seine Stimme einzusetzen weiß“, lobte ein Konzertbesucher den Bariton. Emotionsstark begleitete ihn Daniel Prinz am Klavier und zeichnte die Stimmungsschwankungen tiefsinnig und hingebungsvoll nach. Mit seinem zartfühlenden Spiel verlieh er den gesungenen Text eine Stimme am Klavier.

Bildunterschrift: Innige und ehrliche Momente des Menschen eröffnete das Programm des Liedduos mit dem Bariton Lars Conrad und Daniel Prinz am Klavier bei den Schlosskonzerten Königs Wusterhausen.