Liebesdrama in Noten

Märkische Oderzeitung, Bericht: Uwe Stiehler, Foto: Peter Adamik

Gerlint Böttcher spielt Liszts „Pilgerjahre“ im Schloss Königs Wusterhausen

Königs Wusterhausen. Es gibt Maler, die sich zur Selbstbefragung immer wieder porträtieren. Schriftsteller benutzen dafür nicht selten ein Tagebuch. Und was machen Komponisten? Franz Liszt zum Beispiel hat seine Ich-Reflexionen tatsächlich in Noten ausgedrückt. Als beinahe kultisch verehrter Klaviervirtuose reiste er durch ganz Europa, hatte Liebesaffären, die Tagesgespräch waren, und tiefe Sinnkrisen. Wie aus Liszt, dem Wunderkind, ein tiefgründiger und tief religiöser Komponist und Musiker wurde, hat er in wunderbaren, musikalischen Charakterstücken zusammengefasst. Diese über Jahre erweiterte Sammlung nannte er „Années de Pèlerinage“ – die Pilgerjahre.
Ihm glückte damit eine hoch emotionale, berührend-feinsinnige Klaviermusik, die in Auszügen am 17. Februar im Kavalierhaus des Königs Wusterhausener Schlossensembles zu hören sein wird. Die Pianistin Gerlint Böttcher spielt den „Schweiz“ überschriebenen Teil des Klavierzyklus’, in dem Liszt die Jahre 1835/36 nachklingen lässt, als er mit seiner Geliebten Marie d’Agoult in der Schweiz lebte. Sie hatte für Liszt Mann und Familie verlassen und wagte mit dem sechs Jahre jüngeren Musiker einen liebes-, spannungs- und krisenreichen Neuanfang.
Neben seinen Erlebnissen hat sich Liszt von Texten Schillers, Sénancours und Lord Byrons zur den „Pilgerjahren“ inspirieren lassen. Und auch das wird man bei diesem Konzert hören.
Der Schauspieler Hans-Jürgen Schatz („Der Fahnder“, „Salto Postale“) wird einige dieser Texte lesen, sodass der Abend zu einem Dialog von Klaviermusik und Literatur wird.
Für Gerlint Böttcher ist diese Musik etwas ganz Wunderbares. Sie sagt, sie habe Liszt ganz neu kennengelernt. Der Zyklus habe tiefe und „ganz schöne Stimmungen“. „Ich sitze am Klavier und bin einfach glücklich.“
Mit ihrem Konzert wird auch gefeiert, dass das restaurierte Porträt „Kapitän von Rohr“ in die Galerie des Schlosses Königs Wusterhausen zurückkehrt. Die von Gerlint Böttcher geleiteten „Schlosskonzerte“ hatten die Rettung des Gemäldes vor zwei Jahren mit einer Benefizveranstaltung unterstützt.

17.02.18, 17 Uhr, Konzert, Kavalierhaus, Schloss Königs Wusterhausen, davor um 15.30 Uhr Schlossführung